Freitag, 20. Januar 2017

Alle Jahre wieder die Einschulungsuntersuchungen - Mein offener Brief an die Ärztin im Gesundheitsamt


Dieser Brief erschien erstmals im Heft 04/16 des unerzogen-Magazins als Gratis-Artikel.



Sehr geehrte Frau Ärztin im Gesundheitsamt …
Eine Mutter berichtet über Erlebnisse bei der Vorschuluntersuchung
Im Rahmen der obligatorischen Vorschuluntersuchung wurde die 6-jährige Marie in Begleitung ihrer Mutter beim Gesundheitsamt vorstellig. Zuerst betraten sie den Raum einer Ärztin, die dem Mädchen freundlich begegnete, sie zum Hörtest einlud sowie zu einigen Sehtests, dem Benennen von Bildern, dem Nachzeichnen einfacher Strichfiguren und ihr ein paar formal-logische Denkaufgaben aus einem Intelligenztest für Kinder vorlegte. Marie beantwortete die Fragen, wann sie auf welchem Ohr einen Piepton höre, welche Figuren sie auf bestimmten Bilderkarten erkenne und in welche Richtung ein kleiner werdender Buchstabe orientiert sei. Sie gab Antworten, wie die gezeichneten Gegenstände auf einigen kleinen Bildchen genannt werden, zeichnete ein Quadrat nach, einen Kreis, ein Kreuz und zeigte auf die Lösungen der formal-logischen Denkaufgaben.
Anschließend wurden sie in den Raum einer zweiten Ärztin geschickt. Marie wurde aufgefordert, einige motorische Dinge vorzuführen, u.a. über einer Linie mehrfach hin und her zu hüpfen – auf beiden Beinen oder jeweils einem, wobei sie zweimal angewiesen wurde, weiterzumachen, wenn sie aufhören wollte – oder mit ihrem Daumen nacheinander die Finger der selben Hand anzutippen, mal in die eine Richtung, dann in die andere. Anschließend wurde von Marie verlangt, sich zur weiteren körperlichen Untersuchung auszuziehen bis aufs Unterhöschen. Sie wurde mit einem Stethoskop abgehört, ihr wurde mit einem Lämpchen in die Ohren geschaut. Danach nannte die Ärztin komisch klingende, erfundene Quatschwörter, die Marie nachsprechen, und andere Wörter, in denen Buchstaben fehlen, die sie ergänzen sollte. Sie bekam kleine Holzautos in verschiedenen Farben vorgelegt und sollte das Rote, das Blaue, das Gelbe, das Grüne zeigen. Den Schluss bildete eine Aufgabe, in der die Ärztin Sätze nannte, die Marie wiederholen sollte. Danach war die Untersuchung zu Ende.
Auf die Frage der Mutter nach dem Verbleib des Arztberichts, der das Ergebnis einer solchen Untersuchung ist, teilte ihr die Ärztin mit, dieser werde üblicherweise der zuständigen Schule – und nur dieser – zugeschickt. Nachhakend, ob sie als Mutter auch ein Exemplar bekäme, sagte die Ärztin, das müsse dann bei der Schule angefragt werden. Allerdings wurde, als die Mutter einige Wochen später der Ärztin die Bitte schrieb, ihr den Arztbericht zu schicken, ihr dieser umgehend kommentarlos per Post zugesandt.
Im Arztbrief fand sich ein Kreuzchen bei „Ja“ unter dem Stichwort Schul- / förderrelevante Hinweise. Zu diesen war als Bemerkung zu lesen:
Verhalten: geringe Bereitschaft zur Mitarbeit, stark eingeschränkte Kontaktaufnahme, hat die Mitarbeit im Sprach-Test größtenteils verweigert, sich nur teilweise untersuchen lassen.“
Dies und nichts Weiteres war die knappe Zusammenfassung der Ärztin gewesen. Die Mutter schrieb daraufhin der Ärztin einen Brief.
* * *
Sehr geehrte Frau Ärztin im Gesundheitsamt,
im vergangenen Juni wurde meine 6-jährige Tochter Marie bei Ihnen vorstellig im Rahmen der Vorschuluntersuchung. Diese Begegnung hat bei mir einen so unguten Eindruck hinterlassen und im Laufe der Folgezeit wachsende Bedenken geweckt, dass ich mich spätestens nun nach dem Lesen Ihres Arztbriefes veranlasst sehe, mich noch einmal mit dieser reflektierenden Rückmeldung an Sie zu wenden. Im Grunde ist anzunehmen, dass Sie sich nicht mehr an die Untersuchungssituation erinnern dürften angesichts der vielen 6-Jährigen, die Sie zu inspizieren haben und angesichts der seitdem vergangenen Zeit (ein halbes Jahr), daher werde ich Ihnen die Begegnung in Erinnerung rufen. (Allerdings könnte ich auch annehmen aufgrund einer Ihrer damals getroffenen Aussagen, dass Sie sich eigentlich sehr gut erinnern müssten.)
Nach den Aufgaben zur Überprüfung der motorischen Fähigkeiten forderten Sie meine Tochter auf, sich zur weiteren Untersuchung bis auf das Unterhöschen auszuziehen. Bis dahin hatte Marie alles mitgemacht und signalisierte nun an dieser Stelle, dass sie sich nicht ausziehen wolle: sie senkte und schüttelte den Kopf. Daraufhin hakten Sie nach: „Doch, das müssen alle Kinder machen.“ Ich fragte meine Tochter, ob sie bereit sei, sich auszuziehen, woraufhin sie weiterhin den Kopf schüttelte. Daraufhin regte ich an, die Untersuchung meiner älteren Tochter vor einigen Jahren (allerdings bei einer anderen Ärztin) erinnernd, dass Sie sie vielleicht abhören könnten, wenn sie ihren Pullover hochheben würde. „Nein, ich kann sie sonst nicht untersuchen“, war Ihre Antwort und weiterhin: „Na komm, im Schwimmbad ziehst du dich doch auch aus und hier sind doch nur wir.“ Marie war inzwischen vom Stuhl aufgestanden und hatte sich schutzsuchend an mich geschmiegt. Ich sagte Ihnen, dass ich meiner Tochter im Vorfeld gesagt habe, die Untersuchung sei nicht schlimm und sie dürfe, wenn es etwas gab, das sie nicht machen wolle, Nein sagen. Sie hakten jedoch weiter nach, Marie solle sich ausziehen. Marie schlang die Arme um meinen Hals und verbarg ihr Gesicht an meiner Schulter. „Du willst nicht“, fasste ich ihre Botschaft in Worte.
Nun ja“, gaben Sie auf, „darf ich dich dann jetzt einmal abhören?“ Und als Marie wieder zu Ihnen kam und sich weiter untersuchen ließ, sagten Sie während Sie meine Tochter untersuchten: „Da hat sie es jetzt geschafft, ihren Kopf durchzusetzen und die Mama rumzukriegen. Das haben wir ganz häufig bei Mädchen in dem Alter, dass die sich nicht ausziehen wollen. Wenn die Väter dabei sind, klappt das aber immer.“
Als Sie im Folgenden zu der Aufgabe kamen, meiner Tochter die seltsam klingenden Quatschwörter zu nennen und sie anwiesen, diese nachzusprechen, senkte sie erneut den Blick und Kopf nach unten und schwieg. Sie forderten meine Tochter daraufhin weiter auf „Sag mal...“ und nannten nacheinander all Ihre komisch klingenden Worte, dabei ignorierend, dass Marie den Kopf gesenkt hielt. Sie schüttelten den Kopf mit den Worten, also sowas hätten Sie noch nie erlebt. Ich sagte, Marie sei manchmal eher schüchtern und wahrscheinlich sei es ihr zu unangenehm, diese fremden, komischen Wörter zu sagen. Sie erwiderten mit harter Mine Marie anblickend: „Nein, die ist gar nicht schüchtern. Die weiß ganz genau, was sie tut.“ Und ergänzten, dass Sie schon seit 20 Jahren Kinder untersuchten und eine solche Verweigerung noch nie erlebt hätten (daher nehme ich an, dass Sie sich sehr gut an Marie erinnern müssten!). Sie nannten Marie die Wörter, in denen Buchstaben fehlten, welche sie richtig ergänzte, und ließen sie die Farben der bunten Autos benennen, was sie ebenfalls tat. Als Schlussaufgabe sollte Marie Sätze wiederholen und senkte auch hier erneut den Kopf. „Die“ mache ja gar nicht mit, war ihr abschließender Kommentar und dass Sie dies in den Bericht an die Schule schreiben müssten.
Weshalb sehe ich mich nun veranlasst Ihnen zu schreiben? Mir persönlich war schon vor Ort beim Eintreten in Ihr Sprechzimmer sofort der Unterschied aufgefallen zwischen Ihrer gewissermaßen kühlen Ausstrahlung im Gegensatz zu der eher warmen Art Ihrer Kollegin. Ich darf annehmen, dass solche atmosphärischen Eindrücke auch auf andere Menschen wirken, beispielsweise auch meine Tochter, und ein mehr oder weniger vertrauensvolles Klima schaffen. Die Qualität dieses Klimas kann bei empfindsamen und gerade auch bei sehr jungen Menschen von grundlegender Bedeutung sein. Ich frage mich nun also nicht nur, wie Sie dazu kommen, meiner Tochter eine „geringe Bereitschaft zur Mitarbeit“ zu attestieren, nachdem sie bis auf drei Ausnahmen alle Untersuchungsbausteine mitgemacht hat. Mir fällt weiterhin auf, dass Sie meiner Tochter eine „stark eingeschränkte Kontaktaufnahme“ zuschreiben, ohne Ihren eigenen, und zwar unter Umständen maßgeblichen, Anteil in der Beziehungsgestaltung der Ärztin-junge Patientin-Beziehung zu reflektieren – und dies stimmt mich sehr nachdenklich und besorgt!
Kann es sein, dass eine mangelnde Sozialkompetenz seitens untersuchender Ärzte auf Kosten junger Menschen gehen kann, indem einseitige und zweifelhafte Urteile, zumal negative, über letztere gefällt werden, die möglicherweise verheerende Auswirkungen haben können? Die Auswirkungen können wir gar nicht abschätzen, wissen wir doch nicht, wie reflektiert oder unreflektiert nun eine Schule mit solchen „vertraulichen Arztsachen“ umgeht? Welche Vorurteile oder Stigmatisierungen werden da in Menschen angeregt, deren Bewertung nun junge Menschen für weitere Zeit ausgesetzt sind? Es ist aus sozialpsychologischen Untersuchungen hinlänglich bekannt, dass beispielsweise die Bewertung desselben Verhaltens ein und desselben Schülers durch zwei Lehrer sich erheblich unterscheidet, nachdem den Lehrern unterschiedliche Informationen über den sozialen Hintergrund dieses Schülers genannt wurden – er stamme entweder aus einer Akademiker- oder aus einer Arbeiter-Familie. Im Wissen über solche Zusammenhänge sollten sich Menschen in Ihrer beruflichen Position ihrer enormen Verantwortung bewusst sein, die darin besteht, sehr behutsam, sowohl mit den jungen Menschen selbst, als auch mit den gewonnenen Informationen umzugehen.
Wie stand es denn, liebe Frau Ärztin im Gesundheitsamt, um Ihre Kontaktaufnahme meiner Tochter Marie gegenüber? Solange Marie sich hinsetzte, Ihre Fragen beantwortete und folgsam vor Ihnen herumhüpfte, spielte die Frage keine wesentliche Rolle. Sie spielte spätestens dann eine entscheidende Rolle, als Marie signalisierte: Nein, sie wolle sich nicht ausziehen. Und hier ist das, was mir am meisten Bauchschmerzen bereitet: Es gibt ganze Aufklärungs- und Gewalt-Präventions-Programme, die junge Menschen in ihrer gesundheitserhaltenden Kompetenz zu stärken versuchen, ihre eigenen Grenzen zu kommunizieren, in denen die zentralen Botschaften lauten: „Dein Körper gehört dir“ und „Sei stark, sag Nein!“ Vor dem Hintergrund der Wichtigkeit dieser gewaltpräventiven Maßnahmen ist Ihr Verhalten, liebe Frau Ärztin, meiner Tochter gegenüber nicht nur respektlos und unempathisch gewesen, sondern regelrecht fahrlässig und gefährlich! Hätten Sie nicht eigentlich die „Verweigerung“ meiner Tochter, sich vor einem fremden Menschen bis aufs Unterhöschen auszuziehen, als gesunde Reaktion offen anerkennen und ihr dafür danken müssen? Hätten Sie nicht mindestens um Maries Vertrauen werben müssen? Möglicherweise hätte es sein können, dass sie sich sogar dann hätte untersuchen lassen: wenn etwas mehr Zeit sowie Kontaktaufnahme und Einfühlungsvermögen von Ihrer Seite gewährt worden wären! Somit ist auch die Aussage, Marie hätte „sich nur teilweise untersuchen lassen“, absolut unwahr. Wäre nicht die Feststellung zutreffender gewesen, Marie habe „sich nicht zur Untersuchung ausziehen wollen“? Oder: sie habe „sich nicht halbnackt untersuchen lassen“.
Im Übrigen habe ich Ihren Kommentar, meine Tochter habe die Mutter nun rumgekriegt und bei den Vätern klappe das immer, nicht nur als blödsinnig, sondern auch als äußerst geringschätzend mir gegenüber empfunden. Wäre die Tatsache nicht umso bedenklicher, dass junge Mädchen in männlichem Beisein umso schwerer ihre persönlichen, körperlichen Grenzen aufzeigen und wahren können? Sollte beispielsweise ein Vater seine Tochter dahin zu drängen versuchen, sich nun gegen ihren Willen zu Untersuchungszwecken auszuziehen, wäre es nicht sogar Ihre Aufgabe, auf die Notwendigkeit des Respekts vor der Entscheidung über den eigenen Körper hinzuweisen? Über meine persönliche Empörung aufgrund unserer Begegnung hinaus bin ich allerdings darum regelrecht besorgt, wie es all jenen jungen Menschen ergehen mag, die jahrein jahraus Ihrem unfachlichen Vorgehen ausgesetzt sind. Das geht nämlich noch weiter:
Beim Sprach-Test, dessen Mitarbeit Marie, wie Sie sagen, „größtenteils verweigert“ hat, ist mir die Dynamik zwischen meiner Tochter, Ihnen und den Aufgaben aufgefallen. Marie hat meinem Eindruck nach genau die beiden Typen von Aufgaben nicht machen wollen, die ihr zu blöd, peinlich oder unangenehm erschienen, nämlich Quatschwörter auszusprechen und einfach stupide das nachzusprechen, was Sie ihr sagen. Eigentlich Reaktionen, die ebenfalls verständlich sind und denen mit Humor und Ermutigung begegnet werden kann, wie: „Ich weiß, das klingt wirklich komisch – fand ich auch, als ich die Wörter das erste Mal gehört habe. Und du kommst dir bestimmt irgendwie blöd dabei vor – weißt du was: Das geht ganz vielen Kindern so!“ Statt meine Tochter anzulügen, sie sei die Einzige, die hier was komisch findet – und dass sie es nicht ist, weiß ich einfach aus Erfahrung und Austausch mit anderen Menschen, die in solchen Untersuchungen waren – hätten Sie ihr die Wahrheit sagen und ihr Vertrauen gewinnen können. Es ist Ihnen leider nicht gelungen, Kontakt zu Marie aufzunehmen – und Sie scheinen auch gar nicht daran interessiert oder darum bemüht gewesen zu sein, sondern haben schlicht den Test durchgezogen. Interessanterweise hat Marie trotz Ihres Verhaltens, immer wieder den Kontakt zu Ihnen wiederaufgenommen, indem sie sich um die Aufgaben bemüht hat, die ihr eben nicht – aus welchen Gründen auch immer – zu unangenehm waren.
Würde diese Untersuchungssituation nun auf Gegenseitigkeit beruhen und erlaubte ein entsprechendes Feedback von meiner Seite, so würde ich vermutlich Ihnen als „förderrelavante Hinweise“ an Ihren Arbeitgeber attestieren:
Verhalten: geringe Bereitschaft zur Einfühlung, stark eingeschränkte Kontaktaufnahmefähigkeit, hat die Signale der Patientin größtenteils nicht erkannt und nicht darauf einzugehen vermocht, sich nur teilweise auf die Schaffung einer gelingenden Untersuchung eingelassen“.
Liebe Frau Ärztin im Gesundheitsamt, ich kann mir vorstellen, dass ich in Ihren Ohren hart und gehässig klinge, und es ist mir sehr ernst mit diesem Brief. Nicht aus Bosheit Ihnen gegenüber heraus. Jedoch ist es nicht zu dulden, dass junge Menschen dem Risiko ausgesetzt werden möglicherweise ernsthaften Schaden aus Ihrem Vorgehen zu ziehen – und dieses Risiko sehe ich hier! Stellen Sie sich weniger reflektierende Mütter und Väter vor, die hinterher noch ihren Töchtern und Söhnen die Hölle heiß machen, weil sie nicht ordentlich mitgemacht haben. Ich erlebte beim damaligen Besuch zur Vorschuluntersuchung meiner älteren Tochter vom Wartezimmer aus eine Szene mit, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben ist: Da war ein kleiner Junge, der anscheinend fast gar nicht mitmachen wollte, der schrie und weinte. Als die Eltern mit ihm rauskamen, hörte ich sie nur mit dem Sohn schimpfen und sah sie ihn nach Hause zerren. Welch Gewalt wird durch den Druck und die Ergebnisse einer solchen Untersuchung in Eltern erzeugt, die diese dann – natürlich aus Angst und Hilflosigkeit, na an wen wohl – weitergeben? Darum spreche ich von einer enormen Verantwortlichkeit, die in Ihren Händen liegt und Behutsamkeit und Einfühlungsvermögen erfordert, quasi eine sehr hohe menschliche und kommunikative Kompetenz! Wissen Sie welche Spuren Ihre Botschaft an meine Tochter in ihrer Seele hinterlässt, mit ihr stimme etwas nicht, sie sei die erste und einzige Person während Ihrer 20-jährigen Berufstätigkeit, die sich nicht ausziehen und keine Quatschwörter nachsprechen will? Wissen Sie, welche Auswirkungen Ihre Schul- / förderrelevanten Hinweise haben, nachdem sie in die Hände der Schule gelangt sind? Würden Sie Ihren „Bericht“ über meine Tochter korrigieren – und dies meine ich nun stellvertretend für eine Korrektur Ihrer Grundhaltung jungen Menschen gegenüber –, könnten Sie tatsächlich mit einer menschlicheren Sicht dem Wohl vieler junger Menschen förderlich sein. Ich schlage also vor:
Verhalten: grundsätzliche Bereitschaft zur Mitarbeit, ist aber glücklicherweise nicht bereit, in blindem Gehorsam alles mitzumachen; gute Fähigkeit, Unwohlsein und ein „Nein“ zu signalisieren, könnte Ermutigung gebrauchen, dies auch verbal deutlich auszudrücken; gesundes körperliches Abgrenzungsvermögen (wollte sich nicht einfach so ausziehen bei der Untersuchung).
Tolles Mädchen! So wie sie alle tolle Menschen sind, finden Sie nicht auch?
Ich würde mir sehr wünschen, etwas Nachdenklichkeit in Ihnen angeregt zu haben, danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, die sie meiner kritischen Rückmeldung geschenkt haben und wünsche Ihnen alles Gute!
Mit freundlichen Grüßen
Eine kritische, nachdenkliche, vielleicht Not-wendig unbequeme Mutter
* * *
Nach diesen Erfahrungen möchte Maries Mutter allen Müttern und Vätern ans Herz legen, wenn möglich nicht allein in solche Untersuchungen zu gehen, eine Vertrauensperson, eine Freundin, einen Freund als Begleitung mitzunehmen und sich hinterher den Arztbrief zukommen zu lassen – denn die Kenntnis der darin enthaltenen Informationen steht selbstverständlich zuallererst den Menschen zu, die es betrifft! Der Austausch untereinander zeigt, dass Vorschuluntersuchungen allseits nicht als unproblematisch erlebt werden, sondern tendenziell im Gegenteil, daher kann jede mutige bzw. vielleicht vielmehr unmutige Rückmeldung in Richtung der Ämter und Ärzte nur begrüßt werden.



 Hast Du eine eigene Geschichte dazu oder Fragen an mich?
Schreib mir gerne!


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1 Kommentar:

  1. Liebe Franziska,
    vielen Dank für diesen großartigen Artikel. Er ist so klug, ehrlich und reflektiert geschrieben und eine echte Bereicherung zu diesem Thema! Aus meinem Austausch mit anderen Familien weiß ich, dass Du sehr richtig mit allen Deinen Einschätzungen liegst. Viele andere Kinder erleben dasselbe wie Marie und sie reagieren natürlich ganz ähnlich - wenn sie gestärkt aufwachsen und psychisch gesund sind - mit (teilweiser) gesunder Verweigerung. (Übrigens genau bei den Quetschwörtern und dem Ausziehen...) Marie und Du, Ihr habt toll reagiert und ich gratuliere Dir zu so einer starken, klugen und offenen Tochter und ihr zu so einer starken, klugen und besonnenen Mutter. Ich hoffe, dass der Artikel weite Kreise zieht, ich denke er trifft einen wichtigen Nerv und es wird Zeit für die vielen Ärzte und Ärztinnen in den Gesundheitsämtern ihre 20-jährige Praxis, auf die sie so stolz zu sein scheinen, endlich einmal zu hinterfragen. Liebe Grüße aus Berlin, Nadja

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